"Gestern waren wir unendlich" von Dominik Gaida ist ein überaus emotionaler Roman, der mich oft zu Tränen gerührt hat.
Als Henry eines Tages einem weinenden Jungen begegnet und ihn kurzerhand darauf anspricht, entwickelt sich zwischen den beiden eine Liebesbeziehung. Louis, der in seinem Leben schon sehr viele Schicksalsschläge ertragen musste, fühlt sich bei Henry geborgen und verstanden. Bis zum Tag der Familienfeier, als die beiden einen schweren Autounfall haben, bei dem Henry sein Leben verliert. Doch als Louis am nächsten Tag die Augen öffnet, ist sein Freund wieder da und er erlebt den Tag der Feier aufs Neue. Kann er die Chance nutzen um Henry diesmal vor dem Unfall zu bewahren?
Abwechselnd aus Louis' und aus Henrys Sicht erfahren wir mehr über die Anfänge ihrer Beziehung bis hin zum heutigen Tag und wir lernen die Jungen kennen und lieben. Das macht es dem Leser natürlich umso schwerer die Tragödie, die sich Tag für Tag neu ereignet zu verkraften. Wie Louis in seiner unausweichlichen Lage, fühlen auch wir uns beim Lesen zunehmend verzweifelter und deprimierter. Ihr Schicksal macht uns betroffen, was nicht zuletzt an Dominik Gaida's zarter und einfühlsamer Schreibweise liegt. Obwohl viele Teile der Handlung sich wiederholen, wird es nie langweilig, weil man eben so mit Louis mitleidet und -fiebert. Das Ende finde ich persönlich gut gewählt und auch wenn einige es vielleicht nicht als Happy End bezeichnen würden, finde ich es einen gelungenen und zufriedenstellenden Abschluss, der mit einer Erkenntnis einhergeht, die sich viel mehr Menschen zu Herzen nehmen sollten.
Der Epilog lässt bereits Einblicke auf den zweiten Teil zu, den ich mir auch bereits vorbestellt habe und auf den ich mich unglaublich freue.
Freitag, 30. Mai 2025
Gestern waren wir unendlich [Rezensionsexemplar]
Dienstag, 6. Mai 2025
Cinema Love [Rezensionsexemplar]
"Cinema Love" ist der Debutroman des chinesisch-amerikanischen Schriftstellers Jiaming Tang, der durch gnadenlose Ehrlichkeit und große Emotionen überzeugt.
Ein Arbeiterkino in der chinesischen Provinz Fuzhou ist Zufluchtsort für viele homosexuelle Männer, die ihre Liebe im Verborgenen ausleben müssen.
So auch für Shun-Er und Old Second. Als jedoch die Ehefrau von Shun-Er davon erfährt, trifft sie eine verhängnisvolle Entscheidung, die nicht nur ihr Leben komplett aus den Angeln wirft. Old Second und seine Frau finden sich daraufhin in Amerika wieder, wo sie als Einwanderer Unsicherheit und Strapazen erwarten.
Dieses Buch war wirklich sehr berührend, da ich mich sehr gut in die verschiedenen Protagonisten hineinversetzen konnte. Hier haben wir zum einen die Männer, die ihre wahre Identität nicht frei ausleben dürfen und von anderen dafür schikaniert werden wen sie lieben, aber auch die Ehefrauen, die natürlich nicht wahrhaben wollen, dass ihre Männer sie mit anderen Männern betrügen. Die Schicksale beider Parteien gingen mir sehr nah.
Einzig und allein die etwas holprige Übersetzung, die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit und die ungewöhnlichen Namen machten es mir teilweise schwer in die Story zu finden und dem Lesefluss zu folgen.
Allerdings hat das an der Bedeutung der Handlung ja nichts geändert und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Jiaming Tang ein hervorragendes Debut gelungen ist, dass absolut lesenswert ist.