Samstag, 27. Januar 2024

Die Burg [Rezensionsexemplar]

Der Milliardär Nevio hat sich etwas ganz besonderes überlegt - er hat die unterirdischen Gänge und Keller einer ganzen Burg zu einem Escape Room umgebaut. Das spezielle daran ist die Tatsache, dass die Decken und Wände hier gänzlich mit LED ausgekleidet sind und der gesamte Bereich von einer KI gesteuert wird. Man gibt dem Computer ein paar Schlagwörter vor und schon verwandelt er das Spiel realgetreu nach deinen Wünschen. Egal ob Fantasyabenteuer, Gruselkabinett oder historisches Drama, es gibt kaum ein Tabu. 

Vor der offiziellen Eröffnung seiner Burg lädt Nevio 5 Probanden zu einem Testlauf ein, bei dem plötzlich alles gewaltig aus dem Ruder läuft.


Schon von der ersten Seite an hatte ich so meine lieben Schwierigkeiten das Buch aus der Hand zu legen. Die unterschiedlichen Charaktere wurden nach und nach vorgestellt und alle waren so überaus menschlich und authentisch dargestellt, dass sich denke ich jeder mit mindestens einem davon zu 100% identifizieren kann. Wir lernen im Laufe der Handlung nicht nur ihre Eigenheiten und kleinen Geheimnisse kennen, sondern erfahren auch wie unterschiedlich jeder Mensch mit Angst und Panik umgeht. Die Autorin versteht es jeden Raum und jede Szene so realistisch zu beschreiben, dass man sich fühlt als stünde man mit den jeweiligen Personen zusammen darin und als würde einem jeden Moment die Zimmerdecke auf den Kopf fallen.

Die Gefahr einer künstlichen Intelligenz, die sich über Programmierer hinwegsetzt und völlig außer Kontrolle gerät ist noch dazu ein topaktuelles Thema und eine gewisse Phobie, die ihn vielen von uns schlummert.

Auch die Rücksichtslosigkeit, die oft von reichen Geschäftsmännern ausgeht wird zu einem Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und es warten ein paar unerwartete Handlungswechsel auf uns.


Abschließend kann man sagen, dass Ursula Poznanski auch bei diesem Buch wieder beweist, dass sie eine absolute Erfolgsgarantin ist. Ich würde es jedem empfehlen, der auf Horror, True Crime und spannende Rätsel steht.

        

Freitag, 12. Januar 2024

Austrian Psycho [Rezensionsexemplar]

Wer kennt ihn nicht? Jack Unterweger, einer der bekanntesten Serienmörder der Welt und Protagonist in Filmen, Dokumentationen, Podcasts und sogar Theaterstücken über ihn.


Am 16. August 1950 kommt Jack Unterweger in Judenburg als Sohn einer Kellnerin und einem amerikanischen GI zur Welt, den er nie kennenlernt.
Unterweger wächst bei seinem Großvater auf und begeht schon früh verschiedene Straftaten. Seinen ersten Mord im Jahr 1974, für den er 1976 lebenslang bekommt. Im Gefängnis holt er seinen Hauptschulabschluss nach und versucht sich an literarischen Texten. Als er 1983 seinen autobiografischen Roman "Fegefeuer" veröffentlicht, ist die österreichische Kulturszene begeistert und Unterweger wird als Häfnpoet gefeiert. 1990 kommt er nach 15 Jahren Haft auf Drängen einiger einflussreicher Persönlichkeiten frei und gilt als resozialisiert. Schon bald nach seiner Freilassung beginnt allerdings eine Mordserie an Prostituierten. Jack gilt schon bald als verdächtig, wird im Februar 1992 festgenommen und erhängt sich nach Prozessende 1994 in seiner Zelle, nachdem er erneut zu lebenslänglicher Haft verurteilt wird.

Als großer True Crime Fan hab ich mich voller Vorfreude in dieses Buch gestürzt, auch mit dem Hintergedanken vielleicht doch noch etwas daraus zu lernen, dass ich bisher noch nicht über Unterweger wusste.
Das erste Kapitel hat sich für mich sehr schleppend gelesen und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte. Der Erzähler kam mir wirklich naiv und angriffslustig vor in seinem Glauben an Jack und wie er diesen unbedingt verteidigen wollte. Erst ab Kapitel 2 bessert sich das, als ihm langsam klar wird, dass Unterweger ein Schwindler war, der seine Texte entweder abgeschrieben hat oder von anderen schreiben lies und der den Titel Schriftsteller nur als Mittel zum Zweck betrachtet hat, um aus dem Gefängnis zu kommen. Unterweger war ein Frauenheld, ein Schauspieler und Manipulator und ich persönlich fand seine Texte wie auch Elfriede Jelinek im Buch anmerkt "furchtbar, unbegabt, dumm und präpotent". Die Faszination die dieser Mann auf so viele Menschen ausgeübt hat, konnte und kann ich absolut nicht nachvollziehen.
Ja, die Berichte und Schilderungen der vielen Zeitzeugen, seien es Gefängniswärter, Affären, Autoren etc. fand ich durchaus interessant zu lesen, allerdings würde ich das Buch nicht unbedingt Lesern empfehlen, die wie ich eher auf Informationen zu den Opfern und den Mordfällen gehofft hatten.